Fledermausarten

Vielleicht ist Ihnen an einem warmen Sommerabend auch schon eine um eine Strassenlampe kurvende Fledermaus aufgefallen, es dürfte sich um eine Zwergfledermaus gehandelt haben, diese jagen recht häufig mitten im Dorf. Deutlich mehr Fledermäuse benützen aber die Umgebung der Lützelmurg und des Täniker Weihers als Jagtgebiet. Als Beispiel stelle ich eine 10 mal langsamer wiedergegebene Tonaufnahme vom Täniker Weiher zum herunterladen bereit, durch die reduzierte Wiedergabegeschwindigkeit werden die sonst für uns nicht wahrnehmbaren Ultraschallrufe der Fledermäuse hörbar. Auf der Aufnahme sind der grosse Abendsegler, die Zwergfledermaus, die Wasserfledermaus, die Rauhautfledermaus und die Mückenfledermaus zu hören.

Auf dieser Seite stelle ich die in Gunti nachgewiesen und teilweise vermuteten Fledermausarten vor. Die Auswahl basiert auf eigenen Nachforschungen und Hinweisen aus der Bevölkerung. Weitere Hinweise sind hoch willkommen, ich setze sie gerne in Form einer Ergänzung dieser Seite um.

Fast alle hier vorgestellten Arten machen bei uns von ungefähr Oktober bis März/April ihren Winterschlaf. In dieser Zeit nehmen sie im allgemeinen keine Nahrung auf, und reduzieren ihre Körpertemperatur und Körperfunktionen (Atemfrequenz, Herzfrequenz ...) auf ein Minimum, um Energie zu sparen. Ihr Gehör- und Geruchsinn sind aber aktiv. Aus diesem Grund wird eine Störung (z.B. durch einen Menschen) vom leblos wirkenden Tier sofort bemerkt, und es fängt an sich Aufzuheizen und erhöht seine Körperfunktionen um allenfalls fliehen zu können. Dieser Vorgang dauert längere Zeit (ca. eine halbe Stunde), braucht viel Energie und erhöht das Risiko, dass die Fledermaus den Winter nicht überlebt. Für den Schutz der Fledermäuse ist es deshalb wichtig, dass sie die Winterrruhe ungestört verbringen können.
Fledermäuse können recht alt werden, zum Beispiel die Wasserfledermaus über 23 Jahre, was für so kleine Tiere aussergewöhnlich ist. Ebenfalls aussergewöhnlich ist die geringe Fortpflanzungsrate. Die Weibchen gebären etwa im laufe des Juni in aus vielen weiblichen Tieren bestehenden Wochenstuben je ein einziges Junges, bei einigen Arten auch Zwillinge. Der Nachwuchs wird dann mit Milch der eigenen Mutter bis zur Selbstständigkeit gesäugt (je nach Art 4-8 Wochen).
Die Angaben für Körpergewicht und Flügelspannweite gelten für Erwachsene Tiere. Die Abbildungen zeigen keine Jungtiere. Die jeweils grosse spanne des Körpergewichts kommt durch die deutlich schwereren trächtigen Weibchen zu Stande, Fledermäuse weisen bei Geburt bereits etwa ein drittel des Erwachsenengewichtes auf! Über den Winterschlaf verbrauchen Fledermäuse etwa ein drittel ihres Körpergewichts für die lebenswichtigen Körperfunktionen, ein weiterer Grund für unterschiedliches Gewicht.

Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrellus)

Die Zwergfledermaus ist die häufigste Fledermausart nördlich der Alpen. Sie jagt entlang von Strukturen, wie Bäumen und Hecken sowie nicht selten um Strassenlampen, nach Kleininsekten (Zuckmücken, kleine Käfer, Köcherfliegen, kleine Falter). Teilweise legen die Zwergfledermäuse vom Sommer- zum Überwinterungsquartier bis zu 100 km zurück.

Körpergewicht: 3.5 - 8 g
Flügelspannweite: 180 - 240 mm
Ausflugszeit: beginn der Abenddämmerung
Gefährdungsstufe: nicht gefährdet
Quartierwahl: Spalten, auch an Neubauten
Weitere Informationen: Wikipedia
 

Zwergfledermaus
Quelle: www.fledermausschutz.ch

     

     

Mückenfledermaus
Foto: © Wolf-Dieter Burkhard

 

Mückenfledermaus (Pipistrellus pygmaeus)

Lange wurde die Mückenfledermaus nicht von der Zwergfledermaus unterschieden, sie ist erst seit mitte der 1990er Jahre als eigene Art anerkannt. Sie ist die kleinste Fledermausart Europas. Viele Eigenheiten dieser Art sind noch nicht genau bekannt, beispielsweise ihre Verbreitung und Häufigkeit. In den letzten Jahren hat sich das thurgauische Bodenseeufer als schweizerischen Verbreitungs-Schwerpunkt herausgestellt.

Körpergewicht: 3.5 - 8 g
Flügelspannweite: 180 - 240 mm
Ausflugszeit: beginn der Abenddämmerung
Gefährdungsstufe: noch nicht bekannt
Quartierwahl: Spalten, auch an Neubauten
Weitere Informationen: Wikipedia
     

     

Rauhautfledermaus (Pipistrellus nathusii)

Die Rauhautfledermaus ist bei uns im Frühling und Herbst recht häufig und macht bei uns den Winterschlaf. Die Weibchen wandern im Frühling richtung Nordosteuropa (über 1000 km!), wo die sie ihren Nachwuchs gebären. Im Herbst machen die Weibchen und der inzwischen erwachsene Nachwuchs den Rückweg in unsere gegend, wo sie wieder mit den Männchen zusammentreffen. Im Winter werden bei uns ab und zu in geschützt aufgestapelten Scheiterbeigen überwinternde Rauhautfledermäuse entdeckt. Informationen zum Umgang mit aufgefundenen Fledermäsen finden sie auf dem Informationsblatt

Körpergewicht: 5 - 12 g
Flügelspannweite: 230 - 250 mm
Ausflugszeit: beginn der Abenddämmerung
Gefährdungsstufe: gefährdet
Quartierwahl: Baumspalten, Gebäudespalten
Weitere Informationen: Wikipedia
 

Rauhautfledermaus
Foto: www.fledermausschutz.ch

     

     

Wasserfledermaus
Foto: © Dietmar Nill

 

Wasserfledermaus (Myotis daubentoni)

Die Wasserfledermaus jagt bei uns typischerweise über grösseren offenen Wasserflächen nach Köcher- und Eintagsfliegen, Nachtfalter, Schnaken und Mücken und erwischt dabei ab und zu auch einen Jungfisch. Die Beutetiere werden dabei gerne mit der Schwanzflughaut erhäscht, und während dem Weiterflug mit dem Gebiss blitzschnell gefasst. Eine entsprechende Bildserie ist unter der nachfolgenden Internetseite zu finden: Wasserfledermaus - Jagdszene

Körpergewicht: 7 - 17 g
Flügelspannweite: 240 - 275 mm
Ausflugszeit: späte Abenddämmerung
Gefährdungsstufe: gefährdet
Quartierwahl: Baumhöhlen, Wasserdurchlässe
Weitere Informationen: Wikipedia
     

     

Kleine Bartfledermaus (Myotis mystacinus)

Die Kleine Bartfledermaus ist ebenfalls eine unserer kleinen Arten. Sie jagt häufig entlang der Gewässerseite der Ufervegetation nach Kleininsekten. Auch bevorzugt sie Gebiete mit offenen Feld-Weiden-Landschaften mit reichem Bestand an Hochstammobst, Hecken und Gehölzen. Sie gilt als ortstreu und unternimmt keine weiten saisonalen Wanderungen.

Körpergewicht: 4 - 7 g
Flügelspannweite: 190 - 225 mm
Ausflugszeit: frühe Abenddämmerung
Gefährdungsstufe: gefährdet
Quartierwahl: Gebäudespalten
Weitere Informationen: Wikipedia
  Kleine Bartfledermaus
Foto: Wikipedia (GFDL Lizenz)
     

     

Braunes Langohr
Foto: www.fledermausschutz.ch

 

Braunes Langohr (Plecotus auritus)

Das Braune Langohr hört mit ihren grossen Ohren die leisen Krabbelgereusche der Insekten. Ihre breiten und grossflächigen Flügel ermöglichen erstaunliche Flugmanöver: das fast senkrechte Aufsteigen, und das Stillstehen in der Luft (Rüttelflug). Dadurch ist das Braune Langohr in der Lage ihr Lieblingsbeutetier, grosse Nachtfalter, auch vom Blattwerk abzulesen.

Körpergewicht: 4.6 - 11.3 g
Flügelspannweite: 240 - 285 mm
Ausflugszeit: nach der Abenddämmerung
Gefährdungsstufe: gefährdet
Quartierwahl: Baumhöhlen, Dachstöcke
Weitere Informationen: Wikipedia
     

     

Grosser Abendsegler (Nyctalus noctula)

Den Grossen Abendsegler kann man schon recht früh am Abend hoch über den Bäumen beim Jagen entdecken. Er jagt sowohl grosse Insekten, grosse Käfer und Schwärmer, wie auch Kleine, wie Köcherfliegen und Mücken. Dabei kann sein Jagdgebiet typischerweise bis zu 30 km vom Tagesschlafplatz entfernt liegen. Auch zwischen Sommer- und Winterquartier legen die Tiere hunderte Kilometer zurück. Bei uns gibt es normalerweise keinen Nachwuchs, im Sommer sind hier im allgemeinen nur Männchen anwesend.

Körpergewicht: 18 - 48 g
Flügelspannweite: 320 - 400 mm
Ausflugszeit: beginn der Abenddämmerung
Gefährdungsstufe: gefährdet
Quartierwahl: Baumhöhlen
Weitere Informationen: Wikipedia
 

Grosser Abendsegler
Foto: Wikipedia (GFDL Lizenz)

 

 

Mopsfledermaus (Barbastella barbastellus)

Das Mopsfledermaus jagt typischerweise im und am Wald in den obersten Ästen nach kleinen Insekten, grössere Beute kann sie mit ihrem feinen Gebiss gar nicht fassen. Diese seltene Art ist sehr kälteresistent und bezieht ihr Winterschlafquartier normalerweise erst bei starkem Frost im laufe des Dezembers und verlässt dieses bereits anfangs März wieder.

Körpergewicht: 6 - 13 g
Flügelspannweite: 260 - 290 mm
Ausflugszeit: beginn der Abenddämmerung
Gefährdungsstufe: vom Aussterben bedroht
Quartierwahl: Gebäudespalten, hinter Fensterläden
Weitere Informationen: Wikipedia
 

Mopsfledermaus
Foto: Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU)

     

     

grosses Mausohr
Foto: Wikipedia (GFDL Lizenz)

 

grosses Mausohr (Myotis myotis)

Das grosse Mausohr war früher die typische Kirchenfledermaus: fast in allen Kirchen gab es im Sommerhalbjahr grössere Wochenstuben (Weibchen mit ihren Jungen), heute sind im Kanton Thurgau nur noch drei so genutzte Dachstöcke bekannt, zwei davon in Kirchen. Telemetrische Untersuchungen haben gezeigt, dass diese Fledermäuse jede Nacht mehrere Jagtgebiete mit grossen Distanzen aufsuchen, und dabei hunderte von Kilometern zurücklegen. Sie nützen Lichte Wälder mit wenig Bodenvegetation oder frisch geschnittene Wiesen als Jagthabitat. Sie nehmen dabei ihre Beute (Spinnen, Laufkäfer, Hundertfüssler usw.) meist vom Boden auf.

Körpergewicht: 20 - 40 g
Flügelspannweite: 350 - 430 mm
Ausflugszeit: beginn der Abenddämmerung
Gefährdungsstufe: stark gefährdet
Quartierwahl: grössere Dachstöcke
Weitere Informationen: Wikipedia
     

     

Fransenfledermaus (Myotis nattereri)

Die Fransenfledermäuse jagen typischerweise in lichten Mischwäldern. Aufgefallen ist in den letzten Jahren aber, dass sie in den frühen Abendstunden gerne in Kuhställen nach Insekten suchen, dabei kommt es leider vor, dass sie an aufgehängten Klebefallen hängen bleiben. Die Fransenfledermäuse lesen ihre Beute, zu einem grossen Anteil Spinnen und tagaktive Insekten, von Wänden, Stämmen, Blättern usw. ab.

Körpergewicht: 5 - 12 g
Flügelspannweite: 240 - 280 mm
Ausflugszeit: späte Abenddämmerung
Gefährdungsstufe: potentiell gefährdet
Quartierwahl: Baumhöhlen, Dachböden, Gebäudespalten
Weitere Informationen: Wikipedia
 

Fransenfledermaus
Foto: Wikipedia (GFDL Lizenz)

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